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Die gesunde Stadt in der neueren Geschichte

Mit der zunehmenden Industrialisierung ab Mitte des 19.Jahrhunderts und dem Beginn des 20. Jahrhunderts entstand vermehrt ein Bewusstsein für die gesundheitlichen und sozialen Missstände in den dicht bebauten Städten, unter z.T. unhaltbaren hygienischen und sozialen Zuständen der dort lebenden Bevölkerung.

 

Berlin hat sehr viel dem Arzt und Pathologen Rudolf Virchow (1829 bis 1902), der als Begründer der modernen Sozialhygiene gilt, (jetzt Public Health) und dem Stadtplaner James Friedrich Hobrecht zu verdanken, die eine modern Trink- und Abwasserversorgung in Berlin installieren ließen. Jetzt etablierte sich auch die deutsche Turnbewegung, die ursprünglich aus reform-pädagogischen Ansätzen heraus entstanden war. Sie verfolgte jedoch auch militärischen Zwecke. Bekannt geworden ist sie unter dem ,Turnvater‘ Friedrich Ludwig Jahn.[1] Bereits in Griechenland wurden Leibesübungen praktiziert. Die Verbindung von Körper und Geist war damals schon bekannt. Auch Arbeitersportvereine fanden einen großen Zulauf, sogar Arbeiterradfahrerbünde etablierten sich. Das Bürgertum hatte seine eigenen Sportvereinigungen.

 

Bis zum Ende der 1930er Jahren begannen sich aus intellektuellen und künstlerischen Bewegungen neue reformerische Ansätze zu etablieren, die z.T. bis in die heutige Zeit hinein wirken.

 

Städtebaulich kam durch eine funktionelle Bauweise, mehr Licht und Sonne in den Lebensraum, z.B. durch das ,neue Bauen‘ mit dem Bauhaus. Der eigene kleine Garten wurde an das Haus und die Wohnung direkt angegliedert und ermöglichte es, sich selbst mit eigenen Lebensmitteln zu versorgen. Zudem diente der (Schreber-)Garten auch der körperlichen Ertüchtigung.

 

Mietskaserne

Es entstanden Gartenstädte, die sich weitgehend autark versorgen konnten. Beispielsweise in Oranienburg die Gartenstadt ,Eden - Gemeinnützige Obstbau-Siedlung e.G. und erste Vegetariersiedlung Deutschlands' (1893). Daraus sind die ersten Reformhäuser hervorgegangen.

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Sonnenbad in Eden [2]

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Das städtische Sonnen- und Luftbad München-Gladbach, aus Reinhold Gehring: Der vollendete Mensch, Berlin 1906 [3]

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Übungen mit Dr. Georg Müllers Hausturnapparat ,Autogymnast‘, aus: Reinhold Gering: Körper und Schönheitspflege, Berlin, in: s.u. [4]


Stadt und Gesundheit

Annäherung von der städtebaulichen Seite:

  • Die Charta von Athen (1933), unter Federführung von Le Corbusier erstellt, die die programmatische Grundsätze einer funktionalen lebenswerten europäischen Stadt im Sinne der damaligen Zeit formuliert mit Funktionstrennung, modern, gut erschlossen, begrünt, hygienisch.

  • In den 50er und 60er Jahren wurde das Idealbild einer gegliederten, aufgelockerten, begrünten - jedoch autogerechten Stadt - als Gegenentwurf auf beengte gründerzeitliche Verhältnisse, fokussiert.

  • In den 1970er und zu Beginn der 1980er Jahren setzte wiederum eine Gegenbewegung ein, die Kritik an den Kahlschlagsanierungen und an fehlender Dichte und Funktionstrennung übte, weil dies u.a.einen negativen Einfluss auf das soziale Leben und sogar die psychische Gesundheit der Bewohner*innen hatte. Eine Rückkehr zum menschlichen Maßstab, zur Funktionsmischung, urbaner Dichte und einer Stadt der kurzen Wege, wurde jetzt gefordert (Städtebauförderungsgesetz).

  • Ab dann wurde auch zunehmend die Vorherrschaft des motorisierten Individualverkehrs in den Städten infrage gestellt, mit seinen negativen Auswirkungen auf die Ökologie, die Gesundheit und Lebensqualität.

  • Fußläufige Durchwegungen, Fahrradwege und der ÖPNV wurden in stadtplanerische Überlegungen miteinbezogen.
  • Heute, mit der zuhttps://sdgs.un.org/goalsnehmenden Globalisierung ordnet sich alles überregionalen und globalen Agenden und Programmatiken unter, z.B. der Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen https://sdgs.un.org/goals

       Vielleicht liefern reformerische Ansätze aus früheren Zeiten, Anregungen für die (teilweise) digitalisierte Post-Corona-Stadt?

 

Plan Voisin, Paris, von Le Corbusier 1925Plan Voisin, Paris, von Le Corbusier 1925


Quellen

  • Abb [1]  Bodenschatz, Harald (1987): Platz frei für das neue Berlin!, Mietskasernen um den Heinrichplatz, Bestand S.T.E.R.N.
  • Abb [2] - [4] Haus der Brandenburgisch-preußischen Geschichte, Barz, Christiane Hrsg. (Potsdam 2015l): Einfach natürlich leben

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